Mythen / Fakten Evakuation - Fehlinterpretationen des menschlichen Verhaltens

EVAK Mythen und EVAK Fakten

Mythen Evakuation

Bei der Alarmierung und Evakuation von Personen sind psychologische Aspekte des Verhaltens von Menschen in Ausnahmesituationen zu beachten. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf das Verhalten, die Reaktionen und die Bedürfnisse der flüchtenden Personen gelegt werden. Im Zusammenhang mit Menschen und Gebäuderäumungen bzw. Evakuationen wird in der wissenschaftlichen Literatur, aber auch unter Sicherheitsspezialisten bzw. Praktikern eine Vielzahl von Annahmen diskutiert, die z. T. als Mythen über das menschliche Verhalten im Zusammenhang mit einer Personenevakaution geglaubt werden. Falsche Auffassungen und Fehlinterpretationen des menschlichen Verhaltens führen zu diesen Mythen. Leider werden diese jedoch oft nicht als solche erkannt.

Vom Hören und Sehen bis zum Verlassen des Gebäudes?

In vielen Unternehen müssen regelmässige Evakuationsübungendurchgeführt werden. Es wäre deswegen naheliegend anzunehmen, dass die Mitarbeitenden und Personen im Gebäude auch unverzüglich das vom Alarm betroffene Gebäude bzw. die Produktionshalle verlassen, sobald ein Feueralarm ertönt. Die Reaktionen auf einen solchen Alarm werden jedoch immer durch individuelle psycholigische Prozesse und Motive beeinflusst. So zeigt sich in Untersuchungen echter Brandereignisse sowie Evakauationsübungen, dass Menschen häufig erst mit Verzögerungen Evakautionen einleiten oder die Gebäuderäumung sogar verweigern. Es können fünf Schritte nach der Alarmauslösung unterschieden werden. bei jedem Schritt entstehen Probleme, die zur Verzögerung des Verlassens eines Gebäudes bzw. Werkareals führen können:

 

1. Schritt: Hören und Alarm wahrnehmen

Auch wenn ein Alarm durch eine Lautsprecheranlage übermittelt wird, kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Personen im Gebäude den Alarm wahrnehmen, auch wenn sie physisch dazu fähig wären. Das Nichthören von Alarmsignalen führt immer zu einer verzögerten Reaktion. Durch praktische Alarmüberprüfungen kann z. B. die Hörbarkeit in einer bestimmten Umgebung getestet werden. Ebenfalls sind Redundanzen in einem Alarmsystem sinnvoll (z. B. durch zusätzliche optische Alarme).

 

2. Schritt: Verstehen der Alarmbedeutung

Die Wahrnehmung eines Alarms ist nicht gleichzusetzen mit dem Verstehen der Alarmbedeutung. Ein Brandalarm stellt ein akustisches Signal dar, das keine eindeutige Bedeutung hat. Grundsätzlich kann dieses Signal von den Menschen, wegen der tonalen Eigenschaften zwar als dringlich empfunden werden, die Gefahr und daraus abzuleitenden Handlungen sind jedoch nicht unbedingt verständlich. In periodischen Evakuationsübungen und Trainings ist deshalb die Bedeutung eines akustischen Alarms zu verdeutlichen, z. B. die Aufforderung zum Verlassen eines Gebäudes. Sind, z. B. wegen der Gebäudenutzung durch wechselnde Personengruppen, Trainings nicht möglich, sollten Durchsagen mit Handlungsempfehlungen verwendet werden.

 

3. Schritt: Identifizierung als „echt“

Die Alarmreaktion wird beeinflusst durch die Bewertung der Echtheit, Genauigkeit und Ernsthaftigkeit des Brandalarms. Im Zusammenhang mit Brandalarmen kommt es häufig zum so genannten "cry-wolf-syndrome" (Heulender Wolf-Syndrom). Vorhergegangene falsche Alarme, z. B. bei Evakuationsübungen, bewirken, dass die Menschen die echten Warnungen nicht mehr ernst nehmen. Dies kann so weit führen, dass die Mitarbeitenden und Personen im Gebäude die Alarmierung vollständig ignorieren, ihre Arbeit fortsetzen oder sich einer Evakuation sogar verweigern.

 

4. Schritt:  Auf sich beziehen, die Wichtigkeit anerkennen

Die Selbst-Risikoeinschätzung und die Einschätzung der Glaubwürdigkeit eines Alarms spielen bei der Evakuation entscheidende Rollen. Nur wenn sich die Mitarbeitenden als beabsichtigtes Ziel eines Alarms betrachten, werden sie auch entsprechend reagieren bzw. das Gebäude verlassen.

 

5. Schritt: Entscheidung und Reaktion

Haben die Personen in einem Gebäude bzw. Werkareal die zuvor beschriebenen vier Schritte erfolgreich durchlaufen, folgt die Entscheidung, ob ein dem Alarm entsprechendes Verhalten ausgeführt wird. In Studien zeigte sich, dass nach einem Alarm insbesondere drei Verhaltensweisen gezeigt werden:

  •  Auf weitere Instruktionen warten,
  •  Die aktive Suche nach weiteren Informationen, um eine Entscheidung zu treffen,
  •  Das tatsächliche Verlassen des Gebäudes bzw. Werkareals.

 

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